Iris Apfel, Ulrich Clement und Karl Lagerfeld
Was hat sich damit in Ihrem Leben verändert?
»Es hat mich zu einer öffentlichen Person gemacht, das war ich zuvor nicht. Mein Leben war privater, aber das bedeutet nicht, dass sich mein Freundeskreis verändert hätte; ich bin noch dieselbe Person wie früher, nur machen jetzt viele großes Aufhebens um mich.«Jahrzehnte zuvor, 1950, hatten Sie mit Ihrem Ehemann das Textilunternehmen Old World Weavers gegründet, das sich auf feine Stoffe spezialisierte. Über neun Amtszeiten hinweg belieferten Sie auch das Weiße Haus. Welcher Präsident, unter dem Sie gearbeitet haben, hatte guten Stil?
»Man arbeitet nicht mit dem Präsidenten oder der First Lady, sondern mit einer Kunst-Kommission. Bei den historischen Restaurationen im Erdgeschoss, die wir in erster Linie getätigt haben, ging es darum, alles Menschenmögliche dafür zu tun, um etwas in den Urzustand zurückzuführen, selbst wenn dieser potthässlich war. […]«Was hat sich im vergangenen halben Jahrhundert Ihrer Meinung nach grundlegend an der Mode verändert?
»Es gibt keine Kreativität mehr, jeder kopiert den anderen, alle sehen gleich aus. Individualität scheint heute ein schmutziges Wort zu sein. Es gibt so viele Auswahlmöglichkeiten, und trotzdem sehen alle aus, als würden sie in Uniform stecken. Hier tragen im Winter alle Frauen schwarze Stiefel, schwarze Strumpfhosen, schwarze Pullover und schwarze Daunenjacken. Dabei ist Farbe so wichtig, damit sieht man auch besser aus.«*
1.* Iris Apfels Kleidungsstil ist ausstellungswürdig – und ihre Bodenständigkeit als international gepriesene Modeikone gleich mit. Hört man sie reden, scheint es so einfach zu sein: Trag doch einfach, was dir gefällt. // »Heute sehen alle gleich aus«
2. Sagt das womöglich etwas darüber aus, dass der Zustand der Beziehungen in unserer Gesellschaft beklagenswert ist? »Nö. Dekadenz-Thesen sind einfach immer beliebt. Ich teile sie meistens nicht.« Ulrich Clement will eine Lanze fürs Küsschen brechen. Wie ernst es ihm ist, merkt man spätestens, als er der Journalistin gleich zweimal vor den Kopf stößt: Immerhin ist Herr Clement nicht gekommen, um reißerische Thesen abzunicken. // Ist Küssen wichtiger als Sex?
3. Gerade in der Modewelt sehen sich heutzutage viele als Künstler. »Die reden zu viel Stuss und intellektualisieren etwas, das wirklich nicht intellektualisiert werden muss. Ich führe niemals Unterhaltungen über solche Themen. Ich hasse das. Ich bin für Smalltalk.« Nur ein Karl Lagerfeld schaffte es, in einem Gespräch über die AfD, seine wahnwitzige Mutter und Hauskatze Choupette zu sprechen. Und dabei nahm er keins der Themen so ernst, dass man es nicht mehr hören konnte. // »Ich bin im Grunde harmlos. Ich sehe nur nicht so aus«