»Ich war ein Freak, fett und affektiert«

Tim Blanks, Bushido und Slash


Sie bewegen sich an der Spitze der Modewelt, auf der kreativen, der guten Seite der Industrie. Denken Sie manchmal darüber nach, über die andere Seite zu schreiben? Über die ausgebeuteten Arbeiter zum Beispiel?
»Über die hässliche Seite der Schönheitsindustrie? Hmm (er überlegt)

Auch wenn Sie sagen, sie hätten keine Macht, sind Sie natürlich trotzdem in einer machtvollen Position. Früher bei Style.com, heute als Editor at Large bei Business of Fashion. Vielleicht könnten Sie etwas verändern.
»Da haben Sie mich erwischt. Ich weiß nicht, warum ich nicht über solche Themen schreibe. Weil ich über das Endprodukt schreibe, über die Kreativen. Ich schreibe über Menschen, in deren Fabriken glückliche Menschen arbeiten.«

Und die in ihren Ateliers in Paris oder London dafür Praktikanten ausbeuten …
»Ja, aber na ja, ich habe früher auch für einen Hungerlohn gearbeitet. Das gehört in dieser Branche dazu. Sie kennen doch den Spruch: Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Ich weiß nicht, warum ich nicht über die hässliche Seite schreibe. Vielleicht, weil ich nicht über Fast Fashion schreibe. Ich bin auf der Seite der Industrie, die die Mode zelebriert.«

Die Mode, über die Sie schreiben, inspiriert aber junge Menschen, zu Primark zu gehen.
»Das stimmt. Alles, was ich jetzt sage, klingt wie eine Ausrede. Sie haben absolut recht.«*


1.*
Ein Nahezu perfektes Gespräch: Tim Blanks wird dazu getrieben, sich zu hinterfragen, findet am Ende eine Art Erleuchtung – und das alles mit dem obligatorischen Wortwitz hier und da. // »Die Mode und ich, das war ein Unfall«

2. »[…] In einem meiner Lieder heißt es zum Beispiel: ›Und weil du eine Frau bist, und man dich in den Bauch fickt, heißt es nicht, dass ich dich nicht schlage, bis du blau bist.‹ Furchtbar. »Dieser Satz allein klingt schlimm. Er taucht aber in einem Lied auf, das davon handelt, dass ich meine Freundin mit einem anderen Mann im Bett erwische. […]« Bushido versucht, Battle-Rap zu erklären: erwartend kläglich – aber die Interviewerin scheitert nicht weniger dabei, es verstehen zu wollen. // »Mama hat immer gesagt, du bist toll, Junge«

3. »[…] Mir ist es egal, wie viele Menschen es kaufen.« Wahrscheinlich werden es mehr Leute illegal herunterladen, als dafür zu bezahlen. »Das könnte sein. Aber letztendlich ist das nur fair: Ich habe als Jugendlicher Musik auch nur gestohlen.« Und heute ist Tower Records pleite. »Aber nicht, weil ich dort Kassetten geklaut habe!« Wenn jemand wie Slash von Guns N’ Roses das Märchenbuch aufschlägt, kann man nicht anders als gebannt zuzuhören. // »Überdosis? Man gewöhnt sich an alles«

Sagen Sie etwas!

(Ihre E-Mail-Adresse dient allein der Identifizierung. Sie wird nicht veröffentlicht.)