Henryk M. Broder, Eva Illouz und Wladimir Kaminer
Sind Sie eigentlich ein Morgenmuffel?
»Ja, wenn man morgens vor zehn aufsteht, kann aus dem Tag nichts mehr werden.«Manche sagen, man soll am besten gar nicht vor zwölf aufstehen.
»Finde ich sehr sympathisch. Alles Übel in der Welt passiert im Morgengrauen, Hinrichtungen, Familiendramen, jeder Krieg fängt im Morgengrauen an.«[…]
Was haben Sie studiert?
»Quer durch den Garten, Soziologie, Volkswirtschaft, bisschen Jura, nichts davon richtig, aber das frühe Aufstehen hat mich erledigt. Aus mir ist nix geworden und wenn ich fertig studiert hätte, wäre auch mit einem akademischen Abschluss nix aus mir geworden.«Naja, was heißt nix geworden.
»Ich kann nix.«Schreiben.
»Das ist nicht viel.«*
1.* Henryk M. Broder ist im Gespräch sarkastisch, ehrlich und frei – das inspiriert und unterhält. // »Die futtern ihre Stullen neben der Gaskammer«
2. Endet Liebe? Ist das eine Art Gesetzmäßigkeit? »Das weiß ich nicht. Ich kann die Zukunft nicht voraussagen. Aber ich glaube, Menschen halten sich an Hoffnungen fest, an romantischen Mythen und stellen dann fest, dass Beziehungen unangenehm sind, dass man immer kämpfen muss und sie am Ende scheitern können.« Soziologin Eva Illouz spricht Geschlechterstrukturen an, die in Zeiten einer maximalen Gleichberechtigungs-Akkuratesse eher wenig linientreu sind. Stelle sich einer vor, sie hätte auch noch recht damit. // »Es wird viel mehr Menschen geben, die allein leben«
3. Die Welt ist also nur vom Tresen aus zu ertragen. »Ja. Na und? Meine Frau zum Beispiel friert ständig, die Sonne kann sie aber auch nicht vertragen. Da bekommt sie allergische Reaktionen. Also sitzen wir meistens an der Bar. Die Bar ist ein guter Ort.« Wladimir Kaminer lässt einen darüber sinnieren, ob Klischees nicht auch etwas Gutes sein können. // »Ein Leck und alle drehen durch«