»Die Amerikaner haben Pop, und dann ist Schluss«

Bruno Ganz, Sahra Wagenknecht und Gordon Lish


»Ich würde ja gerne Gondel fahren, aber die sind so teuer, diese Hallodris! Am besten man schafft sich einen Gondoliere an, den man bei Bedarf anruft. Das hätte ich gern – vor allem nachts ist es reizvoll, mit der Gondel zu fahren. Das ist schließlich auch eine Fortbewegungsart, die der Stadt entspricht, es knattert nicht immer ein Motor hinter einem.«

Sie haben kein eigenes Boot?
»Nein. Das Boot selber wäre nicht das Problem. Man braucht eine Anlegestelle, und die gehört zu den begehrtesten Dingen in Venedig.«

Was sind die anderen?
»Das Hüttchen, diese Badekabine, auf dem Lido. Der Parkplatz an der Piazzale Roma – seit Generationen vererbt. Das Grab auf der Friedhofsinsel San Michele – seit Generationen vererbt. Und der Liegeplatz für das Boot. Das sind die vier Sachen, die bei Venezianern immer in der Familie bleiben.«

[…]
»Es ist manchmal niederschmetternd, diese Unmassen von Menschen, deren Anblick nicht wirklich Freude macht. Sie kommen mit dem Vorsatz in die Stadt, kein Geld auszugeben, und als Erstes kaufen sie sich eine Narrenkappe für 15 Euro. Dann schieben sie sich durch den Ramsch von Souvenirs und sehen nichts von dieser Stadt. Sie haben nicht einmal San Marco wirklich gesehen! Allein um die Basilika anzuschauen, nur von außen, bräuchte ich mehrere Stunden.«

[…]

Macht Sie diese Menge der Besucher aggressiv oder deprimiert?
»Ich übe mich in Gleichmut. Als Gegengewicht gibt es die italienische Lebensart.«*


1.*
Besser als jeder Reiseführer: Bruno Ganz erfasst den Geist von Venedig – als Wahl-Venezianer durfte er das.  // »Ich musste noch nie Wasser abpumpen«

2. »Als es mir etwas besser ging, habe ich das gemacht, wozu ich seit Jahren kaum noch Zeit hatte – ich habe endlich einmal wieder gelesen. Da ist mir erst aufgefallen, wie sehr mir das gefehlt hat.« Die Entspannung? »Auch. Aber vor allem die Möglichkeit, geistige Anregungen aufzunehmen, nachzudenken.« Anregungen aus einer anderen Welt als der Berliner Blase? Sahra Wagenknecht ist durch mit dem Posten des Fraktionsvorsitzes. Sie will lieber 100 Kilometer durch die Bretagne radeln als weiter für »hippe Lifestyle-Linke […] und die urbane Mitte« ein Politik-Gesicht zu sein.  // »So will ich nicht mehr leben«

3. »[Raymond Carver] hatte es schwer gehabt im Leben, nicht zuletzt infolge seines Appetits auf Whiskey. Als ich ihn kennenlernte, wir beide arbeiteten damals als Redakteure bei Fachverlagen in Palo Alto, war er völlig besoffen. Unsere Büros lagen in der California Street und wir soffen dort nach der Arbeit in einer Bar, oder mittags in meiner Wohnung, seine Wohnung stand ihm nicht zur Verfügung, da er mit seiner Frau eine Art Krieg führte […]« Manchmal benötigt ein gutes Gespräch auch nur verdammt gute Antworten. Wie die von Gordon Lish. Storytelling at its best.  // Worüber wir reden, wenn wir mit dem Lektor reden

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