Ein Job-Sinn-Kritiker, eine Wohnungsarmutssoziologin und ein Schlafforscher
Muss ich mir Sorgen machen, wenn ich in meinem Beruf mehr sehe als eine Möglichkeit, Geld zu verdienen?
»Schön für Sie! Aber das ist kein Maßstab für alle. Durch die unzähligen Berichte über Leute, die aus der Job-Routine ausbrechen und stattdessen etwas Aufregendes oder Exotisches machen, wird den gewöhnlichen Angestellten der Eindruck vermittelt, es genüge nicht, was sie machen. Wie sehr sie darunter leiden, habe ich am Echo auf mein Buch gemerkt: Sie fühlen sich missachtet. Ich will mehr Wertschätzung für Leute, die mit einem normalen Job die Wirtschaft am Laufen halten.«Man hat nur ein Leben. Was ärgert Sie daran, dass Menschen aus der Routine ausbrechen?
»Mich ärgert die romantische Verklärung bei solchen Aussteigergeschichten: vom Banker oder Werber zum Craftbierbrauer oder Biobauern. Es gibt den immer gern bemühten Fall des erfolgreichen Herzchirurgen, der kündigte, um sich einen Kindheitstraum zu erfüllen und Lkw-Fahrer zu werden, eine wahre Geschichte. Das Beispiel soll zeigen, dass man sich von allen Zwängen befreien und seinem Herzen folgen soll. Die romantische Verklärung lautet: Es ist so einfach. Aber für den Lkw-Fahrer, der aussteigen und Herzchirurg werden will, ist es etwas komplizierter als umgekehrt. […]«*
1.* Volker Kitz, Ex-Jurist und Jetzt-Autor, spricht bei dem ganzen Weltenbummlertum endlich mal Klartext: Ein Job ist ein Job; mehr aber auch nicht. // Den Beruf lieben? Muss nicht sein.
2. »Frau Allmendinger, Sie beschäftigen sich zurzeit intensiv mit Wohnungslosigkeit. Wie kam das? Es ist etwa ein Jahr her, dass ich als Fellow für vier Monate nach Los Angeles zog, um dort am Thomas-Mann-Haus zu forschen. Eines Morgens fuhr ich an den Strand und sah dort Obdachlose. Das Bild kennt man ja, etwas aber war anders: Ich beobachtete, dass einige sich ein Jackett anzogen, sich einen Spiegel vors Gesicht hielten und sich kämmten. Ich war perplex und fragte sie, was sie da taten. Sie antworteten: Wir machen uns fertig für die Arbeit. Ich dachte spontan an Kurse für Arbeitslose. Aber nein: Es waren ausgebildete Lehrer! Sie verdienten nur so wenig, dass sie sich von ihrem Gehalt keine Wohnung in der Nähe ihrer Arbeitsstelle leisten konnten. Deshalb schliefen sie in ihren Autos oder in Zelten. […]« Soziologin Jutta Allmendinger hat Amerikas nicht so schokoladige Seite gesehen – und will daraus lernen. // »Amerika ist ein Höllenvorbild«
3. »Sie sind Schlafforscher. Welche Frage wird Ihnen auf Partys am häufigsten gestellt? Wie viele Stunden Schlaf brauche ich wirklich? Und? Auf diese Frage gibt es keine pauschale Antwort, genauso wie nicht jeder dieselbe Kleidergröße trägt. Jeder braucht einfach das, was er braucht, um ausgeschlafen zu sein. Das sind bei 90 Prozent der Menschen sechs bis neun Stunden Schlaf. […]« Albrecht Vorster erforscht Schlaf. Sein Fazit: Schlaf ist verdammt wichtig – und gar nicht so einfach zu bekommen. // »Schlaf kommt, wenn wir sorgenfrei sind«