»Wir sind nicht tolerant«

Michael Kühnen, Sabrina Setlur und Annina Frey


Wenn ich Leute wie dich treffe, denke ich sofort: Da muss was mit der Mutter schief gelaufen sein.
»Meine Mutter war eine starke Persönlichkeit. Sie hat mich verwöhnt, aber auch kontrolliert. Ich durfte nirgendwo hingehen, ohne Bescheid zu sagen. […] Ich war ein verwöhntes Muttersöhnchen, schüchtern und voller Komplexe. Ich habe mich in meine Bücher vergraben und tagelang nicht gesprochen. Ich war unfähig für das Leben in einer Gemeinschaft.«

Das klingt ja furchtbar. Lag das auch an deinem Vater?
»Mein Vater hat sich total um mich gekümmert. Früher habe ich mich gut mit ihm verstanden und ihn auch als Vorbild anerkannt. Probleme haben wir erst, seit ich politisch aktiv bin. Er ist ein liberaler Katholik und lehnt meine Sache fanatisch ab. Er sagt: Wenn du an die Macht kommst, geh ich mit der Knarre in den Untergrund.«

Wie hast du es geschafft, vom Muttersöhnchen zum Neonazi zu werden?
»Ich habe mich umerzogen, vor allem in der Bundeswehr. Ich glaube, dass die Persönlichkeit nicht in der Kindheit geprägt wird, sondern zwischen 12 und 16 Jahren. Deswegen bin ich für eine völlige Neuordnung des Schulwesens. […]«

Das klingt nicht sehr tolerant.
»Wir sind nicht tolerant. Der Nationalsozialismus schließt alle anderen Ideen aus, denn er ist die einzige lebensbejahende Weltanschauung.«

Wann müssen wir mit eurer Machtergreifung rechnen?
»Du kannst nicht alles vorprogrammieren. Das Ziel unserer Hoffnungen ist noch weit entfernt. […]«*


1.*
Beim Gespräch zwischen Neo-Nazi Michael Kühnen und Langhans’ Haremsdame Christa Ritter läuft es einem fast schon kalt den Rücken hinunter – weil Ritter so leichtfüßig fragt und Kühnen tatsächlich antworten lässt. // Ich, Kühnen – Deutschlands gefürchtetster Nazi erklärt sich

2. »Das ist ja poetisch.« Das steht in Ihrem Horoskop. Da steht weiter: »Ihr disziplinierter Wille, Fleiß und Pflichtbewusstsein ermöglichen es Ihnen, im Leben viel zu erreichen.« »Das steht in meinem Horoskop?« Ja. »Das ist ja heftig. Echt?« Ja, da steht: »Sonne von Sabrina Setlur in Steinbock.« »Ich glaube ja nicht an Horoskope.« Ein richtig schönes Geplänkel, das Sabrina Setlur und Max Dax veranstalteten. Keine Höhen, aber auch keine Tiefen. Und der Slang bleibt lesbar. // Sabrina Setlur

3. Damals sagten Sie, Sie hätten sich noch nicht entschieden, wohin die Reise gehen soll. Ist das Reiseziel nun klar, haben Sie einen neuen Job? »Ich habe die Frage nach ›meinem neuen Job‹ ehrlich gesagt langsam satt. Ich bin Musikproduzentin, DJ, Moderatorin und ja, auch Schauspielerin. Wie viele Jobs soll ich denn noch haben, damit man mir diese Frage nicht mehr stellt? Ich bin total happy mit meinen verschiedenen Standbeinen und fühle mich mehr als privilegiert, so arbeiten zu dürfen.« Sie haben mir nicht alles beantwortet. Sie sagten vor einem Jahr: »Ich habe mich noch nicht entschieden, wohin die Reise gehen soll. Ich bin offen für alles.« Also? Annina Frey flippt kurz aus. Und der Interviewer hakt noch mal nach. Der Rest des Gesprächs bleibt trotz des belanglosen Inhalts unterhaltsam angespannt. // »Ich bin keine wandelnde Werbefläche«

Sagen Sie etwas!

(Ihre E-Mail-Adresse dient allein der Identifizierung. Sie wird nicht veröffentlicht.)