Peter Lindbergh, Eva Illouz und die Eltern eines 22-jährigen Darknet-Millionärs
Herr Lindbergh, Sie haben Ihr Smartphone vor sich liegen. Ist das für Sie inzwischen eigentlich auch eine Kamera oder wird es nur als Telefon genutzt?
»Leider ist es nicht nur ein Telefon. Natürlich benutze ich es nicht zum Arbeiten, aber ich fotografiere auch mit dem Telefon. Wie diese Instagrammer eben, die wir Fotografen alle so hassen, weil sie viel bessere Fotos machen als wir. Und tatsächlich muss man ja auch sagen, dass man mit den Dingern viel bessere – und mehr – Fotos macht als mit normalen kleinen Kameras, die man sonst um den Hals hängen hatte. Nur groß aufziehen lassen sich Handyfotos noch immer nicht ohne weiteres, was vermutlich für uns professionelle Fotografen ein Glück ist.«Was hat eigentlich in Sachen Fotografie und Schönheitsidealen den größeren Schaden angerichtet, die Verwendung von Photoshop oder Botox?
»Photoshop ist eine ganz große Tragödie, keine Frage. […]*
1.* Peter Lindbergh hält mit seiner Abneigung gegen Botox genauso wenig hinter dem Berg wie mit der gegen Jürgen Tellers Fotografiestil. // »Ich halte es für tragisch, an seinem Gesicht herumzufummeln«
2. Hätten Sie, um Ihre Probleme zu lösen, nicht besser Psychologie studiert? »Welche Probleme meinen Sie? Ich hatte doch nur mit den Widersprüchen der damaligen Zeit zu kämpfen. Ich finde, die Psychologie macht den Fehler, soziale Probleme zu privatisieren. So beschäftigt sich eine riesige therapeutische Industrie mit Symptomen, die politische Ursachen haben.« Die Soziologin Eva Illouz sieht weniger optimistisch in die Zukunft der Liebe – auch wenn die Tagesspiegel-Redakteurin Barbara Nolte versucht, mit allen Pros von Tinder & Co. dagegen zu halten. // Warum haben die Menschen immer weniger Sex?
3. Haben Sie nicht insgeheim gedacht: »Hätte er doch früher aufgehört und uns eine Million Euro gegeben«? »Nein. Auch wenn wir uns keine großen Sprünge erlauben können. Deshalb war es für uns auch ein Schock, als die Turntasche mit der halben Million unter dem Bett gefunden wurde.« Ein Interview, das quasi den Plot von »How to Sell Drugs Online (Fast)« grob zusammenfasst – ganz ohne peinliche Schauspielversuche und tatsächlich spannend. // »Er hatte eine halbe Million unter seinem Bett versteckt«