Mario Vargas Llosa, ein Kranführer und eine Forscherin der »kreativen Paare«
Hier, in diesem opulenten Saal, also schreiben Sie? Haben Sie heute schon geschrieben?
»Ja. Jeden Jag. Ich arbeite immer. Die Morgenstunden sind die besten. Ich beginne ganz früh, um fünf Uhr. Wenn es spät wird, sechs. Ich mache eine Stunde Frühgymnastik, weil ich den ganzen Tag nur sitze. Ich dusche, frühstücke, lese Zeitungen, dann arbeite ich. Ich schreibe bis um drei. Es gibt Schriftsteller der Nacht und Schriftsteller des Tages. Ich bin vom Tage.«Jeden Tag?
»Jeden Tag, auch sonntags. Da schreibe ich Zeitungsartikel.«[…]
Wir müssen über die Liebe reden. Wie wichtig ist die Liebe in Ihrem Leben?
Vargas Llosa schaut nun wieder auf das große Ölgemälde von Isabel Preysler an der Wand. Sie trägt darauf ein rotes Abendkleid, aber keinen Schmuck. Von der spanischen Presse wird sie auch Königin des Glamour genannt, dreimal wurde sie zur bestangezogensten Frau Spaniens gewählt, der König hat sie empfangen. Für sie hat Vergas Llosa seine langjährige Ehefrau Patricia verlassen, seine Cousine, kurz nach der goldenen Hochzeit. Für viele ein Skandal. Davor war er mit einer Schwester seiner angeheirateten Tante verheiratet.
»Die Liebe spielt eine zentrale Rolle. Die Liebe bereichert das Leben, gibt viel Impetus, lässt einen das Leben optimistischer angehen, kreativer. Das Ausbleiben von Liebe macht das Leben traurig.«
Und das ist auch im Alter noch so? Gibt es keinen Unterschied zwischen der Liebe mit 18 und 83?
»Mit 80 gilt man als erfahren, aber wenn die Liebe zuschlägt, nutzt die ganze Erfahrung nichts. Die Erfahrung verpulvert, wird ausgelöscht. Hombre, die Liebe mit 80 ist nicht so wie mit 18. Es ist eine Liebe, die weniger stürmisch ist. Aber wenn es sie gibt, lebt sich das Leben so viel besser.«*
1.* Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa erzählt so bedächtig – von Kommunismuskritik über Liebesentwürfe bis zu gelebter Motivation –, dass man den Zigarrenqualm fast in der Lunge spürt. // »Ein Volk, das nicht liest, ist leichter zu manipulieren«
2. »[…] Also mache ich die Gardine ein bisschen runter, ziehe T-Shirt und Hose aus und arbeite in Unterwäsche.« Sieht Sie ja keiner da oben. »Normalerweise nicht. Aber einmal hat mich ein Bauleiter fotografiert und das Foto überall aufgehängt. Da war ich sauer.« Wer sich noch einmal über die Wärme im Büro beklagt, sollte sich das Interview mit Kranführer Syla durchlesen: Er arbeitet bei 50 Grad in 50 Meter Höhe. Aber zumindest lässt der Chef ab und an ein Eis springen. // »Ich dachte, die Klimaanlage kommt«
3. Nächstes Vorurteil: haben Künstler auch den besseren Sex? »Schwer zu sagen, wenn man nicht dabei war. Aber den besten Sex haben ja nicht die sportlichsten Menschen, sondern die, die sich hingeben können. Es liegt also nahe.« Als promovierte Literaturwissenschaftlerin gibt Barbara von Bechtolsheim geduldig Antwort auf Fragen über den Zusammenhang zwischen Liebe und Kunst. Sie erforscht kreative Paare wie Marilyn Monroe und Arthur Miller oder Joan Baez und Bob Dylan. // »Von Künstlern kann man lernen, verletzlich zu sein«