»Ich sehe aus, wie ich aussehe, und fertig«

Angela Merkel, Jürgen Holtz und Peer Steinbrück


Sie sind nun sogar, lobt die FAZ, eine »Lichtgestalt«: Kein anderer hätte die CDU »so schnell aus dem tiefen Schatten wieder ans Licht bringen können«.
»Na ja.«

So nüchtern sehen Sie das? Sogar einem Heiner Geißler wird es ganz elegisch bei Ihnen. Sie seien »eine herbe Schönheit« mit »melancholischem Blick in einem zuweilen von Traurigkeit umflorten Gesicht«.
»Ich sehe aus, wie ich aussehe, und fertig.«

[…]

Aber das ist doch eine Vision, die Sie treibt: Die erste Kanzlerin der Bundesrepublik Deutschland zu sein.
»Mir wurde schon gesagt, ich hätte keine richtigen Visionen. Das ist wahrlich keine. Sie haben Ihr Gespräch damit begonnen, dass ich zum Scheitern verurteilt bin. Es geht schnell bei Ihnen: Jetzt fragen Sie mich nach der Kanzlerschaft, sehen Sie mich als Kanzlerin.«

Und Sie? Als was sehen Sie sich?
»Ich bin Parteivorsitzende, bin gerade mal hundert Tage im Amt. Darauf konzentriere ich mich. Ich habe das letzte Wort, Sie nun die letzte Frage.«*


1.* 
Angela Merkel war 2000 noch deutlich redseliger. Sie lässt sich hin und wieder hinters Licht führen, diskutiert und versucht manchmal zu angestrengt, dem Wortwitzen von Arno Luik Paroli zu bieten. // »Das Leben ist erbarmungslos, es deformiert«

2. »… Die Theater von heute machen aus Poesie Prosa. Sie brechen die Kunst herunter auf die kleinen Verhältnisse. Onkel Soundso hat Probleme mit seiner Frau, und das Ganze spielt letztlich auf dem Klo.« Na, so kann sich der Zuschauer identifizieren. »Das soll er doch gar nicht. Sondern er soll – nein, er soll nicht, sondern er möchte – wie im Märchen – verwandelt werden […]« Mit 86 Jahren spricht Jürgen Holtz mit imponierender Leidenschaft über die Bühnenkunst: Seine Antworten formen kleine stürmende Parolen. Es ist nur bedauerlich, dass sich der Interviewer von all der Euphorie nicht anstecken lässt. // »Die Trägheit ist vielleicht ein bisschen größer«

3. Was wollten Sie schon immer mal von einem Journalisten gefragt werden? »›Was machen Sie mit Ihrer freien Zeit?‹« Tennis spielen, Backgammon spielen, und so weiter. Das ist alles in Ihrem offiziellen Lebenslauf nachzulesen. »Stimmt, ja.« Peer Steinbrück ist ein furchtbar staksiger Gesprächspartner. Aber die Redakteure der Schülerzeitung SBZ sorgen für unterhaltsame Wenden – da kann man sich auch Steinbrücks langatmige Antwort auf die Frage sparen, warum ihn an der Schule niemand kannte und Politik ein so unbeliebtes Thema bei jungen Menschen ist. // »Kennen Sie denn Hawaii-Toast?«

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