Marcel Reich-Ranicki, Alfred Brendel und Sylvie Meis
Haben Sie jemals Drogen probiert?
»Niemals. Nie probiert. Ich kenne das nicht. Vielleicht ist mir viel und Gutes entgangen.«Haben Sie jemals irgendeinen Draht zu Popmusik gehabt?
»Nein. Interessiert mich nicht.«Auch nicht so was wie die Beatles?
»Doch, doch. Die Beatles interessieren mich, rein musikalisch. Die habe ich gerne gehört.«Spielen Sie ein Instrument?
»Nein.«Nie Klavier gelernt?
»Bisschen. Ganz wenig. Der Krieg, das Getto hat das alles unmöglich gemacht.«Spielt Ihre Frau noch Klavier?
»Nein.«Schade.
»Ja, schade. Die hat Schreckliches erlebt. Was wollen Sie? Da soll sie noch Klavier spielen? Das ist eine völlig weltfremde Sache, Sie wissen nicht, wie die Welt aussieht! Sie fragen warum meine Frau nicht während des Krieges Klavier gespielt hat!«Nein, ob sie heute noch spielt.
»Nein. […]«*
1.* Marcel Reich-Ranicki möchte dieses Gespräch nicht führen. Daraus macht er in Reich-Ranicki’scher Manier auch keinen Hehl. Doch was für die Journalistin die Interview-Hölle ist, wird für den Leser eine Hommage an die flapsige Einsilbigkeit – und amüsiert köstlich. // Bitte, langweilen Sie mich doch nicht so
2. Ihre älteste Tochter macht Popmusik. Finden Sie das schlimm? »Erstens ist sie längst nicht mehr im Haus. Zweitens gibt es Kopfhörer. Es quält mich gar nicht, solange ich nicht dem Lärm dieser Musik ausgesetzt bin, die ja bekanntlich in großer Lautstärke aufgeführt wird.« Alfred Brendel verteilt hier und da Seitenhiebe gegen diejenigen, deren Stil ihm widerstreben. Sein Rückblick auf die Musikgeschichte ist gefüllt von der Euphorie fürs Fach und präziser Expertise. Sein größter Fauxpas jedoch: Er hielt Marcel Reich-Ranicki für Joachim Kaiser. // »Musik kommt aus der Stille und führt in die Stille«
3. Die Metoo-Bewegung ist in aller Munde. Wie können Sie vor diesem Hintergrund eine Dessous-Show verantworten? »Dieses Thema im Zusammenhang mit ›Sylvies Dessous Models‹ ist absurd.« Sylvie Meis ist aufs Äußerste genervt davon, dass die Interviewerin ihren oberflächigen “Topmodel”-Show-Abklatsch in Kürze als das entlarvt, was er ist: ein oberflächiger “Topmodel”-Show-Abklatsch. // »Ich kann auf Menschen verzichten, die mein Business in Frage stellen«